Nach Mitgliederrückgang: TV prüft Verzicht auf Beiträge

Toni Alt will möglichst viele Mitglieder im TV halten und erwägt deshalb den Verzicht auf den Jahresbeitrag. −F.: Archiv-Hetzenecker

Finanzielle Lage des Vereins würde diesen Schritt erlauben – Vorsitzender bedauert vor allem Rückgang sportlicher Aktivitäten und sozialer Kontakte

Viechtach. Stolz war Toni Alt, als er vorigen Herbst auf der Jahresversammlung verkünden konnte, dass der TV 1887 Viechtach die 1000-Mitglieder-Marke wieder überschritten hatte. Jetzt, im Lockdown, kommt es vermehrt zu Austritten. Der TV-Vorsitzende rechnet mit einem Schwund von "mindestens fünf, wahrscheinlich zehn Prozent" und einem Absinken auf 950 Mitglieder. Um gegenzusteuern, kam er auf die Idee, einmalig auf den Jahresbeitrag zu verzichten.

"Es ist klar, dass viele Leute in diesen Zeiten ihr Geld zusammenhalten müssen", sagt Alt. Da sei es für ihn nachvollziehbar, dass man sich den Beitrag sparen wolle, wenn es wie seit Monaten keine Angebote gebe. Deshalb wolle er prüfen, ob es rechtlich möglich wäre, auf den Beitrag teilweise oder komplett zu verzichten. Derzeit liegt er bei Erwachsenen bei 42 Euro pro Jahr, bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren bei 24 Euro und bei passiven Mitgliedern bei 28 Euro (für Familien gelten Sonderkonditionen).
Den Schritt begründet Alt so: Seit fast einem Jahr, seit dem ersten Lockdown im März 2020, sei das Angebot des Vereins eingeschränkt. Derzeit sei in vielen Sparten praktisch kein Sport möglich. Zwar biete Aikido Online-Stunden an (wir berichteten), auch die Volleyballer schließen sich via Internet zu Krafttraining und Gymnastik zusammen. Zusammenspiel mit dem Ball ist aber nicht möglich.
Gleichzeitig sei der Turnverein in der glücklichen Lage, dass er keine großen Fixkosten zu bewältigen habe, sprich keine eigenen Liegenschaften unterhalte oder Verträge mit Trainern und Spielern mit Zahlungsverpflichtungen abgeschlossen habe. "Bei uns ist alles Ehrenamt", betont Alt. Nur dadurch gäbe es Spielräume, die den Beitragsverzicht erst ermöglichen könnten. So bräuchte die Sparte Badminton zum Beispiel in einem normalen Jahr für bis zu 3000 Euro Federbälle, auch andere Ausrüstungsgegenstände wie Bälle oder Netze mussten keine neuen gekauft werden, weil alles ruht und somit auch nichts kaputt wird. Das, was gebraucht wird, sei durch staatliche Hilfen gut abgedeckt. Einzig Hallengebühren fallen regelmäßig an, wenn die Sparten drinnen trainieren. Da sei die Stadt immer sehr entgegenkommend, auch der Landkreis könnte hier einen Beitrag leisten. Er kann sich vorstellen, mit einer entsprechenden Anfrage im Kreistag, dem er selbst für die Unabhängigen angehört, vorstellig zu werden.
Zwar ist Alt eigentlich auch froh über die Internet-Trainingsstunden, insgesamt seien diese aber nur als minderwertig anzusehen. Gerade um die Jugendlichen tut es ihm leid. "Manche sitzen daheim im Homeschooling und gehen den ganzen Tag nicht raus", vermutet er. Dabei seien Sport und Bewegung für die Gesundheit so wichtig.

 

Und auch die sozialen Kontakte leiden. Alle Sparten brennen darauf, dass es bald wieder weitergeht. Wenn das Wetter besser wird und die Kontaktbeschränkungen gelockert würden, könnte sich zum Beispiel die Herzsportgruppe wieder zum gemeinsamen Spazierengehen treffen, das habe vorigen Sommer gut geklappt.
Als Schelte an die Verantwortlichen in der Politik will er seine Gedanken nicht verstanden wissen, das ist ihm wichtig. "Es muss halt jetzt so sein, das ist klar", sagt er. Auch wolle er nicht in der Haut derer stecken, die schwierige Abwägungen treffen müssten. Dennoch: Das Vereinsleben sei einfach wichtig für die Gesellschaft, wird der langjährige TV-Funktionär grundsätzlich. Deshalb wolle er möglichst viele Mitglieder halten, eventuell eben auch über den Verzicht auf den Einzug der Beiträge.

Bericht des VBB vom 29.01.2021

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