100 Jahre Faustball beim TV 1887 Viechtach
Mannschaft und Funktionäre beim internationalen Turnier im Jahr 2004, das anlässlich der 900-Jahr-Feier der Stadt Viechtach veranstaltet wurde.
Die Sparte wurde 1920 ins Leben gerufen – Wegen Corona keine Feier – Einst sportliches Aushängeschild der Stadt Viechtach
Viechtach. Eine große Tradition haben beim Turnverein Viechtach seit jeher die Faustballer. Vor 100 Jahren beschloss der damalige Turnrat die Aufstellung einer Faustballmannschaft. Damit kann die Faustballsparte in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen feiern.
Leider machte Corona den Feierlichkeiten der heutigen Faustballer unter der Leitung von Spartenleiter Rudi Sterr einen Strich durch die Rechnung. Höhepunkt sollte ein hochkarätig besetztes Faustballturnier (der traditionelle Hans-Dachs-Pokal) sein mit sämtlichen niederbayerischen Spitzenmannschaften, unter anderem dem Bayernligisten TG Landshut.
Die Historie
Nach der Gründung am 21. März 1920 unter Hans Scharrer, Otto Stögmeier und H. Weckerle liest man von Spielen gegen Bodenmais, Zwiesel, Teisnach und Ruhmannsfelden. Hans Scharrer (Kommis bei Fronhofer-Henneberger) hatte den Faustballsport nach Viechtach gebracht. 1926 griff erstmals auch eine Damenmannschaft ins Geschehen ein. Bärbl Vogl, Gretl Amberger, Martha Kunze, Kathl Ebner und Marerl Ludwik gehörten zu den ersten Spielerinnen. Bei den Herren spielten zu dieser Zeit Rieger, Winter, Geiler, Gürtler sowie Alfons und Karl Hoft, Wagner, Blüml, Bayer, Josef Kilger. Später stießen Meierhöfer, Max Meier und Stoiber hinzu.
Durch den Krieg kam auch der Faustballsport zum Erliegen. Nach der Wiedergründung des Hauptvereins 1949 mussten auch die Faustballer neu beginnen. Sie erwiesen sich in den folgenden Jahren immer wieder als eine große Stütze im Verein, sowohl was den Zusammenhalt auf kameradschaftlicher Ebene betrifft als auch im sportlichen Bereich.
1954 wurde die erste Faustball-Stadtmeisterschaft durchgeführt, die von der Mannschaft des Turnvereins vor der Firma Linhardt, dem FC und der Landpolizei gewonnen wurde. Die kommenden Jahre wurden von Namen wie Josef Niedermayer, Karl Schwarzmann, Erich Vogl, Franz Heigl, Hans Burgis, Jim Bayer, Max Vielberth, Gebrüder August und Bepp Probst, Hermann Wagner und Alois Schimanek geprägt. Auch die Zusammenarbeit mit der Wasserwacht wurde in diesen Jahren großgeschrieben. 1958 entthronte die Wasserwachtmannschaft erstmals den Seriensieger TV in der Stadtmeisterschaft.
1959 gelang der Aufstieg von der Kreisklasse in die Bezirksklasse. 1960 wurde der langjährige Spartenleiter und aktive Spieler Josef Bepp Niedermayer zum Ehrenspielführer ernannt. Hans Burgis übernahm die Spartenleitung und Spielführer Hermann Wagner bemühte sich um die Bildung einer Jugendmannschaft, die bald erste Erfolge verzeichnen sollte. Der Erhalt der Bezirksklasse konnte mit den Spielern Hermann Wagner, Gust und Bepp Probst, Kapo Muhr, Alois Schimanek und Alois Graßl gesichert werden.
Mittlerweile konnten vier Mannschaften gemeldet werden (1. und 2. Mannschaft, AH und Jugend). 1962 gelang sogar die Teilnahme an den südbayerischen Aufstiegsspielen. Manfred Mutzenhardt und Rudi Miethaner waren mittlerweile in der ersten Mannschaft vertreten.
Bei einem Turnier in Nürnberg Anfang der 80er-Jahre mit (v.l.) Hermann Wagner, Rudi Sterr, Manfred Mutzenhardt, Josef Pledl und Bernd Burgis.
In den Folgejahren schaffte auch die Jugend zweimal die Qualifikation zur Südbayerischen. Allerdings war ein großes Ärgernis das Fehlen eines geeigneten Sportplatzes, so dass die Faustballer nur noch auswärts antreten konnten. Ehrenspielführer und Bürgermeister Josef Niedermayer versprach Besserung.
1968 übernahm Hermann Wagner die Spartenleitung von Hans Burgis. Die Stadtmeisterschaft wurde wiederbelebt und nach zwei vergeblichen Anläufen gelang im Jahr 1970 dann der ersehnte Aufstieg in die Landesliga mit den Spielern Gust und Bepp Probst, Rudi Miethaner, Manfred Mutzenhardt, Bernd Burgis und Hermann Wagner. Der Landesliga gehörte man zwei Jahre an. 1975 gelang im Jugendbereich der niederbayerische Meistertitel, 1981 der Titel bei den Schülern.
1982 erfolgte die Rückkehr in die Landesliga Süd mit den Spielern Peter und Hans Ochsenbauer, Rudi Sterr, Sepp Baur, Hans Kargl, Erwin Schürzinger und Andi Völkl.
Zum 100-jährigen Bestehen des Hauptvereins gab es ein hochkarätiges Jubiläumsturnier mit dem Bundesligisten TUS Rotweiß Koblenz. 1988 übernimmt Rudi Sterr die Spartenleitung von Hermann Wagner, der in die Vorstandschaft wechselte. Markus Wittmann wird in den Kader der bayerischen C-Jugend berufen.
1990 gelingt unter Trainer Hermann Wagner endlich der langersehnte Aufstieg in die Bayernliga mit den Spielern Andi Völkl, Peter Ochsenbauer, Hans Ochsenbauer, Sepp Baur, Hans Kargl und Erich Aichinger. Ein weiterer Meilenstein im Jahr 1990 waren zwei neue Faustballplätze auf der Regeninsel im Zuge des Neubaus der Sportanlagen. Dies war mit ein Verdienst von Ehrenspielführer und dann Bürgermeister Josef Niedermayer sowie des großen und unermüdlichen Einsatzes von Hermann Wagner, unterstützt von Stadtrat Walter Schlicht.
Sensationeller Aufstieg
Der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga gelang den Viechtacher Faustballern im Jahr 2001. −Fotos: Toni Alt
1993 gelingt auf der heimischen Regeninsel der sensationelle Aufstieg in die 2. Bundesliga-Süd. Dies war umso bemerkenswerter, da dies mit Spielern aus der eigenen Jugend erreicht wurde. Die langjährige Jugendarbeit zahlte sich aus. Leider konnte man die Klasse im folgenden Jahr nicht halten, was vor allem der Verletzung von Hauptangreifer Andy Völkl geschuldet war.
Nationalspieler beim TV
1995 übernimmt Sepp Baur die Spartenleitung von Rudolf Sterr und mit Uli Richter kommt ein ehemaliger Nationalspieler und Weltmeister nach Viechtach.
2001 gelingt bei den Aufstiegsspielen vor heimischem Publikum erneut der Aufstieg in die 2. Bundesliga-Süd. Uli Richter, Andi Völkl, Richard Sterr, Peter Ochsenbauer, Sepp Baur, Erich Aichinger, Martin Treimer, Werner Fleischmann und Hans Ochsenbauer zeichneten für den Erfolg verantwortlich. Diesmal konnte die Klasse am letzten Spieltag gehalten werden. Mittlerweile hatte Christian Brem die Spartenleitung übernommen und mit Marcelo Fischer wurde 2004 ein argentinischer Nationalspieler verpflichtet. In der 2. Bundesliga gelang der vierte Platz.
Ein absoluter Höhepunkt war im Zuge der 900-Jahr-Feier der Stadt Viechtach ein international hochkarätiges Turnier (Günther-Klein-Cup). Mit Brasilien, Deutschland und Italien waren drei der besten Nationalmannschaften vertreten. Brasilien siegte in einem abschließenden Länderspiel mit 2:1 Sätzen gegen Deutschland.
Im Jahr darauf, 2005, erklärten drei Spieler altersbedingt ihren Rücktritt. Rudolf Sterr übernahm wieder die Spartenleitung und man entschloss sich zum Rückzug in die Landesliga. Im Alter von 41 Jahren stirbt mit Peter Ochsenbauer ein absoluter Leistungsträger und außergewöhnlicher Kamerad.
2009 gibt es nur noch eine aktive Mannschaft. Diese allerdings schafft mit Stefan Pinzl, Martin Pfeffer, Hans Ochsenbauer, Matthias Pinzl, Martin Treimer, Armin Kargl, Werner Fleischmann, Hans Kargl, Andi Völkl und Jürgen Probst noch einmal den Aufstieg in die Bayernliga-Süd.
In den folgenden Jahren konnte diese Liga gehalten werden. 2019 gelang der erneute Aufstieg, nachdem man zwischenzeitlich wieder in der Landesliga gespielt hatte, und auch der Bezirksligatitel in der Halle wurde errungen. Auch in der Halle waren die Faustballer immer vertreten und spielten stets höherklassig, wobei der Vorrang dem traditionellen Spiel im Freien galt. Zusätzlich war man auf vielen Turnieren vertreten, die die Faustballer nach Österreich, München, Obergrombach/Baden-Württemberg oder sogar bis nach Hamburg führte.
Die traditionelle Viechtacher Stadtmeisterschaft wurde seit 1954 mit ganz wenigen Ausnahmen jedes Jahr durchgeführt. Neben dem sportlichen Bereich war die Faustballabteilung auch auf gesellschaftlicher Ebene und als Stütze des Turnvereins stark engagiert. Der Bierausschank beim Bürgerfest wurde meist federführend übernommen und beim Turnerball tat sich vor allem Rudolf Sterr als Kassier hervor.
Zusätzlich gelang es, die "Flying Grufties" aus Obergrombach als Attraktion mehrmals zu gewinnen, ebenso die Nürnberger Faschingsregierung durch Kontakte von Hermann Wagner und der damaligen Vorstandschaft für einen Auftritt in Viechtach. Auch die Teilnahme an Faschingszügen war ohne die Viechtacher Faustballer nicht denkbar.
Bericht des VBB vom 13.11.2020