Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Sensei Roland Hofmann blickt auf 50 Jahre Aikido zurück.

Roland Hofmann, Trainer der Aikido-Gruppen des TV Viechtach und des ASV Cham, machte diesen ersten Schritt auf seinem Weg im Aikido vor 50 Jahren und folgt ihm bis heute mit Begeisterung und Leidenschaft.

Beginn im Wahlunterricht des Schulsports

Es war im Februar 1971, als der heute 67-jährige als einer der Ersten der damals noch jungen Aikido-Gemeinschaft in Deutschland in einer Turnhalle in der Oberpfalz mit dem Training dieser japanischen Kampfkunst auf rutschigen blauen Turnmatten begann. Schon damals war er unter seinen Mitschülern ein Motivator und Aktivposten. So verwundert es auch nicht, dass er noch im selben Jahr die Prüfung zu den ersten beiden Schülergraden (5. und 4. Kyu) erfolgreich ablegte. Mit einem alten VW Käfer fuhr er bald zusammen mit ein paar wagemutigen Mitfahrern zu den ersten Lehrgängen von Meister Asai, dem Aikido-Bundestrainer in Deutschland. Innerhalb kurzer Zeit erweiterte Roland Hofmann dann seinen Aktionsradius und besuchte Lehrgänge hochrangiger japanischer Meister in Italien und der Schweiz.

Auch während seines Studiums ebbte die Begeisterung fürs Aikido nicht ab. Nachdem es den gebürtigen Mitterteicher zuerst nach Regensburg, dann ins Ruhrgebiet verschlagen hatte, führte ihn sein Weg schnell in die Aikido-Schule von Meister Asai nach Düsseldorf, wo er in der Regel an vier Abenden pro Woche trainierte und den Bundestrainer sehr oft zu dessen Wochenend-Lehrgängen im In- und Ausland begleitete. Bei den World Games in Karlsruhe (1989), Den Haag (1993), dem finnischen Lahti (1997) und in Duisburg (2005) gehörte Roland Hofmann zu der Auswahl an Aikidoka, die ihren Sport einem breiten Publikum demonstrieren konnten. Den Lebensunterhalt finanzierte sich der Student damals als Trainer von drei Trainingsgruppen in Nordrhein-Westfalen.

Per Anhalter durch Italien

Nicht nur aus dieser Zeit ließen sich etliche Anekdoten berichten. Wer Sensei Hofmann kennt, kann gut nachvollziehen, dass er zum Beispiel nach einem Wochenlehrgang in Florenz per Anhalter quer durch Italien trampte. Während sich sein Begleiter um eine Mitfahrgelegenheit bemühte, genoss Roland völlig entspannt in einem Café einen kühlen Cocktail und plauderte mit anderen Gästen – in der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft, ein Lebensmotto Rolands, das er sich bis heute erhalten hat.

Schon während seiner zehnjährigen Zeit im Dojo des Bundestrainers lehrte er selbst Aikido bei Wochenendlehrgängen im gesamten Bundesgebiet. Durch sein Engagement entstanden in ganz Deutschland Aikidogruppen, die bis heute bestehen. Nach seiner Rückkehr nach Bayern und dem Berufseinstieg am Gymnasium in Viechtach blieb dafür weniger Zeit, zumal er die eigene Weiterentwicklung als Teilnehmer bei Lehrgängen hochrangiger Meister nicht vernachlässigen wollte. Um das regelmäßige eigene Üben und den Unterricht in Aikido beibehalten zu können, etablierte er die Aikidogruppe im TV Viechtach, später kam dann sein Wirken als Übungsleiter beim ASV Cham hinzu. Er startete die inzwischen zur Tradition gewordenen Aikido-und-Wandern-Lehrgänge, auf deren Programm neben dem Aikidotraining das Kennenlernen des Bayerischen Waldes steht. Aikidoka aus dem In- und Ausland nehmen regelmäßig daran teil und zeigen sich sehr begeistert von Kultur und Landschaft. Weitere Highlights sind die Lehrgänge mit Stock und Schwert, die er ab und zu auf einer Lodge im Dachsteingebiet in den Alpen abhält. Zu weiteren Seminaren wird er sehr oft nach Italien, Tschechien und Bulgarien eingeladen, um dort sein Wissen und seine Erfahrung zu vermitteln, ist er doch einer der wenigen deutschen Aikido-Meister, die den 6. Dan (Meistergrad) tragen. Fragt man Sensei Hofmann, was für ihn Aikido bedeutet und wie es sein Leben prägt und beeinflusst, so antwortet er „Aikido endet nicht auf der Matte. Seine zentralen Prinzipien gelten allgemein. Man kann in sehr vielen Lebenssituationen davon profitieren.“

Seit 25 Jahren Präsident

Es blieb nicht aus, dass sich Roland Hofmann auch im Aikikai-Deutschland, dem Fachverband für Aikido, als dessen Generalsekretär engagierte, mittlerweile seit über 25 Jahren der Präsident dieser Gemeinschaft ist und den Verband auch international vertritt. In Bayern ist er Präsidiumsmitglied und Fachreferent im FAB, dem Fachverband für Aikido im BLSV.

Sicherlich findet man es nicht allzu oft, dass jemand in einer Sportart 50 Jahre so aktiv sein kann, dennoch ist dies der Beweis dafür, dass Aikido sich äußerst positiv auf Körper und Seele auswirkt und in jedem Alter und mit nahezu jeglicher körperlichen Konstitution ausgeübt werden kann. Obwohl es sich bei Aikido um eine Kampfkunst handelt, ist es nicht das Ziel, ein Gegenüber zu besiegen oder gar zu verletzen. Vielmehr stehen Achtsamkeit und die partnerschaftliche Weiterentwicklung am gemeinsamen Erlernen einer Technik im Vordergrund.

Dem entsprechend trainieren auf der Matte Aikidoka aller Altersstufen zusammen und erleben Freude an der Bewegung vor dem Hintergrund der faszinierenden Philosophie dieser Kampfkunst. Mit dem Aikido kann man jederzeit anfangen, und nach der Weisheit des Laotse beginnt jeder Weg mit dem ersten Schritt.

Wir hoffen alle, dass der Weg von Sensei Hofmann noch lange nicht endet und er uns als Trainer und als Freund viele weitere Jahre erhalten bleiben wird.

Weitere Bilder und Videos sowie viele interessante Informationen über Aikido findet man auf der Homepage unter www.aikido-viechtach.de.

Quellen:

Text: Markus Zwing

Bilder: Archiv Roland Hofmann

Bildunterschriften:

Bild 1: Roland Hofmann (erste Reihe, 2. von links) 1971 nach bestandener Prüfung zum
4. Kyu

Bild 2: Florenz 1978: Die Lehrgangsinhalte waren so faszinierend, dass auch abends noch
spontan geübt wurde.

Bild 3: Aikido-Vorführung bei den World Games 1989 in Karlsruhe. Roland Hofmann
demonstriert eine Wurftechnik.

Bild 4: 1998 Lehrgang in Plovdiv/Bulgarien. Roland Hofmann zeigt eine Variation der Aikidotechnik Irimi-Nage

Bild 5: Viechtach, Bürgerfest 2004: Vorführung auf dem Stadtplatz.

Bild 6: Münster 2015: Jubiläumsveranstaltung des Aikikai Deutschland.